...unter diesem Titel trafen sich am 28. Februar niederländische Dienstleister und Vertreter von Jobcentern in Berlin und Brandenburg. Dass niederländische Dienstleister für deutsche Jobcenter tätig werden, ist eigentlich nichts Neues (siehe z. B. das Interview mit Dick Vink in diesem Portal). Aber etwas ungewöhnlich war diese Begegnung dennoch, denn hier wurde Ungewohntes angeboten. Peter van Schie vertritt Werkcenter Nederland und hat vor allem den internationalen Austausch von (meist jüngeren) Langzeitarbeitslosen im Visier. Ein Projekt in Leipzig / Halle dazu wurde schon 2010 – 2012 durchgeführt. Die Grundidee: die Konfrontation von Langzeitarbeitslosen mit völlig anderen kulturellen Umgebungen trägt zu einer Öffnung bei, die die Betroffenen flexibler, qualifizierter und gestärkter auf den Arbeitsmarkt zugehen lässt. Weiterhin stellten sich die Vertreter von „RadarAdvies" aus Amsterdam vor - RadarAdvies hat unter anderem vor ca. 1 Jahr eines Projekt für das Jobcenter in Offenbach am Main durchgeführt. Hier bemerkte man gleich, dass Trainingsprofis am Werk sind. Kein Vortrag, keine Power-Point-Präsentation - vielmehr sollten die Teilnehmer/innen in zwei Gruppen gemeinsam ein Problem lösen. Auf einem Brett ist ein Nagel eingeschlagen, und die Aufgabe besteht darin, auf diesem Nagel weitere 16 Nägel balancieren zu lassen.
Mit Hilfe dieser Übung wird herausgearbeitet, wobei es im Umgang mit den Kunden geht: Vertrauen und Sicherheit, empowerment, soziale Unterstützung und aktives Lernen - dies sind einige Stichworte für einen Beratungsprozess, der auf Gruppen und die Nutzung der Dynamik von Gruppen ausgerichtet ist.
Warum sind diese Vorgehensweisen interessant? Sie können neue Wege aufzeigen, wie bei verfestigtem Leistungsbezug eine Aktivierung und in der Folge Arbeitsmarktintegration möglich wird. Sicherlich: „an den Stärken der Kunden ansetzen" – das hat jeder schon mal gehört oder gelesen. Aber sieht die Praxis in den Jobcentern nicht häufig noch ganz anders aus: In zahllosen Einzelgesprächen Datenaufnahme, Massnahmevorschläge (oder Aufforderung zu Bewerbungen, da Maßnahmen gerade nicht da sind), Kontrolle und ggf. Sanktionen? Wenn es darum geht, Menschen in ihrem Verhalten zu verändern (sonst wären Beratungen in Jobcentern eher überflüssig), klingt die in der Praxis durchgeführte „Pädagogik" wie aus dem 18. Jahrhundert.
Der deutsch-niederländische Austausch soll fortgesetzt werden. Es gibt ja nicht nur die beiden niederländischen Dienstleister „Werkcenter" und „Radaradvies", sondern auch andere, die bereits in Deutschland seit einiger Zeit unterwegs sind; zum Beispiel die „Werkakademie" (oder ähnlich, mit der Beratung durch Dick Vink) und die ABC-Methode der Firma L&D Support. Angesichts des sich verfestigenden Leistungsbezugs ist die Mühe, nach neuen Wegen zu suchen, alle Mühe wert.