Das Thema ist regelmäßiger Bestandteil des Portals. Hier platzieren wir Themen, welche die „SGB-II-Gemeinde" bewegen oder noch bewegen könnten – also Themen mit Potenzial.

"Personalaustattung in den Jobcentern: Irrungen und Wirrungen?"

Hamburg im April 2015

Wenn in jüngerer Zeit ein Thema die Gemüter im Bereich des SGB II erhitzt hat, dann die Personalausstattung der Jobcenter. Selbst in Walraff’s Undercover-Reportage wird dies angesprochen. Das ist verständlich, denn ohne ausreichendes und gut qualifiziertes Personal ist die Arbeit in den Jobcentern nicht zu bewerkstelligen.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den Jobcentern? Um einer Antwort näher zu kommen, bedurfte es einer kleinen Anfrage der Grünen im Deutschen Bundestag (BTD 18/4378) zu den Verwaltungskosten.

fotolia 63849556 maennchenIm Dezember 2014 gab es demnach in den gemeinsamen Einrichtungen (gE) 45.996 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente). Die Betreuungsschlüssel werden für die Bereiche „unter 25-jährige“, Bereich „Leistungsgewährung“ und Bereich „Markt und Integration“ getrennt ausgewiesen (bei 1 % der Mitarbeiter/innen ist letztere Trennung nicht möglich, da sie ganzheitlich arbeiten). Diese Schlüssel liegen bundesdurchschnittlich ziemlich genau im Bereich der Normen: 1:70 für die Jugendlichen, 1 : 147 für „Markt und Integration“ und 1 : 111 für die Leistungsgewährung.

Bei der Betrachtung der einzelnen Jobcenter allerdings fallen dramatische Unterschiede auf. Insbesondere der personalsensible Bereich der Gewährung der passiven Leistungen (wenn hier zu wenig Personal ist, trifft es das ganze Jobcenter) zeigt deutliche Unterschiede: am schlechtesten ausgestattet ist die Stadt Mannheim (1 : 148), am besten die Stadt Coburg mit 1 : 73 - das ist ein Unterschied von 100 %. Überhaupt zeigt sich, dass die Regionen mit vielen Jobcentern (in Bayern allein 83 gE), großen Umschichtungen vom Eingliederungstitel in das Verwaltungskostenbudget, und niedrigen SGB II – Quoten eine überdurchschnittliche gute Personalausstattung haben.

Zehn Jahre nach dem Start des SGB II stellen sich wichtige Fragen:

  • Warum ist die Personalausstattung so extrem unterschiedlich, offensichtlich auch noch zugunsten der Jobcenter (gE) mit niedrigen Zahlen von Leistungsbeziehern?
  • Gibt es einen Zusammenhang mit der Tatsache, dass große Beträge aus den Eingliederungsmitteln (über 500 Mio. Euro) für Verwaltungskosten aufgewendet werden?
  • Warum gibt es keine Personalzahlen für die zugelassenen kommunalen Träger?
Keine Frage: die Personalausstattung ist eine Schlüsselfrage für die Leistungsfähigkeit von Jobcentern. Dabei ist neben der Qualität des Personals vor allem die Fluktuationsrate (dazu gibt es keine Zahlen) ein entscheidender Belastungsfaktor.

Und zuletzt: con_sens hat sich erlaubt, bei einigen Jobcentern die Frage zu stellen, ob die für Dezember 2014 ausgewiesenen Zahlen korrekt sind. Gleich beim ersten gefragten Jobcenter stellt sich heraus: die ausgewiesene Zahl weicht offenkundig um knapp 20 % von der korrekten Zahl ab.

Über dieses Thema wird wohl noch zu reden sein.



Hamburg / hh
 

Registrierung

Sie möchten mehr zu Fakten wissen und Hintergrund-informationen rund um das SGB II erhalten?

Dann lassen Sie sich registrieren – kostenfrei!

Senden Sie einfach eine E-Mail an:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Wir vergeben eine Login-Kennung für Mitarbeiter/innen von Jobcentern, Kommunen oder vergleichbaren Institutionen, mit der Sie sich für den geschützten Bereich anmelden können.